Während des Corona-Lockdown sind viele Spielsüchtige auf Online-Glücksspiel-Seiten ausgewichen. Andere wiederum begannen erst während Corona ihr Spiel mit dem Glück im Internet. Und Etliche erlebten dabei ihr blaues Wunder, denn: der Spielerschutz bei den illegalen Online-Betreibern ist äußerst mangelhaft.
Start einer mehrteiligen Serie zum Thema illegales Online-Glücksspiel
Die Online-Betreiber werben mit angeblich guten Spielerschutz-Massnahmen. Bester Spielerschutz, strenge Spielerschutzmassnahmen sind 2 Aussagen, die Vertrauen schaffen sollen. Doch die Realität zeigt ein völlig anderes Bild, wie unsere Serie zu diesem Thema belegen wird.
Interessenvertretung „OVWG“ wischt Spielerschutz-Einwand weg
Einige namhafte Glücksspielbetreiber finden in Österreich bei der OVWG, der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel, ihr Zuhause. Die Vereinigung ist in der Öffentlichkeit stets darum bemüht, sich für die Abschaffung des Glücksspiel-Monopols und für ein offenes Lizenz-System stark zu machen und um den vermeintlich erstklassigen Spielerschutz ihrer Mitglieder anzupreisen.
Bei einem von der Spielerhilfe durchgeführten Test mehrerer Online-Casinos, darunter Mitglieder dieser Interessenvertretung, konnte der Spielerschutz-Verein zahlreiche Spielerschutz-Mängel feststellen. Als die OVWG mit einem konkreten Fall konfrontiert wurde, versuchte man diesen Fall herunterzuspielen und verwies den Verein an den betreffenden Anbieter im Ausland. Die Spielerschutz-Verstöße wurden seitens OVWG kurzerhand und elegant weggewischt.
Die OVWG gab in einer Stellungnahme gegenüber der Spielerhilfe bekannt, dass sie als „Interessenvertretung keinen Einblick in die konkreten Spielverträge der einzelnen Mitglieder hat“ und betont außerdem die strengen Auflagen für Spielerschutz und Geldwäscheprävention, die aufgrund der EU-Lizenz vorgeschrieben seien.
Zur Zeit kämpfen die illegalen Online-Betreiber um eine Möglichkeit für eine offizielle Online-Glücksspiellizenz in Österreich. Einfacher gesagt, als getan. Denn alle Zeichen stehen derzeit auf Beendigung der Aktivitäten in Österreich für diese Anbieter. In der angekündigten Gesetzesnovelle für das Glücksspiel ist vorgesehen, dass sämtliche Anbieter – mit Ausnahme von win2day – via DNS-Blocking für potenzielle Kunden in Österreich technisch gesperrt werden sollen. Damit soll die weitere Teilnahme am Glücksspiel unterbunden werden. Dagegen macht seit Wochen die Interessenvertretung mobil. Stets mit dabei in den Interviews: Die Botschaft, dass der Spielerschutz ihrer Mitglieder sehr streng ist.
Hohe Verluste ohne eine einzige Spielerschutz-Maßnahme
Riesiger Verlust in wenigen Wochen. Proaktive Spielerschutz-Maßnahmen konnte der Verein bei dem betreffenden OVWG-Mitglied keine feststellen.
Ein Spieler verspielte bei einem Online-Anbieter, der ebenso Mitglied der OVWG ist, innerhalb von rund 7 Wochen stolze 19.704 Euro. Gesamt zahlte der Spieler knapp 48.000 Euro auf sein Spielerkonto bei nur einem Anbieter ein. Spielerschutz-Massnahmen gab es dabei keine. Abgesehen davon, so die Meinung der Spielerhilfe, sollte bei solchen Geldbeträgen schon alleine für den Zweck der Anti-Geldwäsche-Richtlinie eine Frage zur Mittelherkunft gestellt werden. Doch auch das passierte in diesem Fall nicht. Mehr Details zu diesem Fall in den weiteren Teilen dieser mehrteiligen Reportage.
„Die OVWG ist sich der Tatsache bewusst, dass Wetten und Glücksspiele mit hohem Verantwortungsbewusstsein einhergehen; deshalb ist die Einhaltung hoher Spielerschutz- und Sicherheitsstandards auch eine unabdingbare Voraussetzung für die OVWG-Mitgliedschaft.“
Mit dieser Aussage wirbt die OVWG auf ihrer Webseite. Bei den Tests konnte nicht viel von proaktiven Spielerschutz-Standards festgestellt werden.
Gefährliche illegale Online-Angebote
Die verlockenden Online-Angebote der illegalen Betreiber beinhalten viele Gefahren, so die Spielerhilfe. Die Anmeldung auf den Seiten der Betreiber dauert wenige Minuten, die Einzahlung von Geld auf das Spielerkonto ist innerhalb von Sekunden durchgeführt. Die Auszahlung von Gewinnen hingegen wird oft zur Geduldsprobe. Die Anbieter verlangen von ihren Kunden eine gesetzlich vorgeschriebene Überprüfung der Identität mit Ausweis, Konto- und Adressnachweis. Absurderweise erst dann, wenn es um die Auszahlung von Geld geht.
Auszahlung stornieren, sofort weiterspielen. Auszahlungen werden teilweise absichtlich über mehrere Tage hinausgezögert, in der Hoffnung dass die Kunden dieses Geld wieder verspielen. So die Ergebnisse unserer Recherche. bwin reagierte bis Redaktionsschluss auf keine unserer Anfragen.
Doch hier wird eindeutig mit Tricks gearbeitet, so die Spielerhilfe. Verifizierungen, die mehrere Tage dauern oder Auszahlungen, die einfach über Tage vom Betreiber nicht bearbeitet werden. Der Test brachte ein offensichtliches System ans Tageslicht, Kunden bei der Auszahlung von Gewinnen künstlich hinzuhalten. Ebenso ein Spielerschutz-K.O.-Kriterium. Denn: bis zur Bearbeitung der Auszahlung hat der spielende Kunde jederzeit die Möglichkeit, seine Auszahlung abzubrechen, um mit diesem Geld sofort weiterzuspielen. Dazu genügt ein Fingertipp auf den Auszahlung Stornieren-Knopf, der bei allen getesteten Anbietern vorzufinden war. Ein gewolltes Manöver der illegalen Online-Betreiber?
Rückforderung von Spielverlusten
In einem weiteren Teil dieser umfangreichen Serie berichtet der Verein über die Möglichkeit der Rückforderung von Spielverlusten bei allen illegalen Online-Anbietern. Denn in Österreich darf lediglich die bereits ebenso kritisierte win2day ein Online-Casino legal betreiben. Alle anderen Anbieter, meist mit Sitz und Lizenz in Malta oder Gibraltar, berufen sich auf die europäische Dienstleistungsfreiheit.
Es gibt in Österreich jedoch klare Rechtsansichten und Urteile von Gerichten, die ganz klar eines sagen: diese Anbieter operieren in Österreich illegal und betreiben daher illegales Glücksspiel. Unzählige Gerichtsverfahren sind seitdem gegen diese Anbieter gestartet worden und namhafte Prozessfinanzierungsunternehmen übernehmen das Kostenrisiko für Anwälte und Gerichtskosten, denn die Erfolgschance einer Klage auf Rückzahlung ist äußerst vielversprechend, so die Experten.
Kein Vorgehen gegen illegale Online-Betreiber
Die Konkurrenz der illegalen Online-Betreiber, federführend die Casinos Austria/Österreichischen Lotterien, könnte seit vielen Jahren mit überschaubarem Aufwand gegen genau diese Anbieter rechtlich vorgehen und so für besseren Spielerschutz sorgen. Doch offensichtlich gab es bis heute keine Bemühungen dahingehend. Sind Interessenskonflikte oder Verflechtungen zwischen legalen und illegalen Anbietern der Grund dafür?
Die Casinos Austria gaben bis zum Redaktionsschluss keine Rückmeldung auf diese Frage. Die OVWG stellte klar, dass es keine etwaige „Friendship-Agreement“ Vereinbarung mit den Casinos Austria/Österreichischen Lotterien in diese Richtung gibt.
Mit Hilfe des Gesetz für unlauteren Wettbewerb (UWG) hätten die illegalen Online-Betreiber schon längst rechtlich bekämpft werden können. Doch auch Behörden und Staat hätten dem illegalen Glücksspiel schon längst einen Riegel vorschieben können. Die Berichterstattung der Spielerhilfe wird auch diese Aspekte näher beleuchten.
Mehrteilige Serie
Der Verein Spielerhilfe bringt nun in einer mehrteiligen Serie die Spielerschutz-Verstöße ans Tageslicht. In einer aufwendig erstellten Produktion, versehen mit Belegen und Auszügen von beispielsweise Chats mit dem dort zuständigen Kundenservice der illegalen Glücksspielbetreiber belegen wir, wie sehr diese Betreiber den Spielerschutz nach System mit Füßen treten und daher unzählige Existenzen aufs Spiel setzen.