Am heutigen Dienstag findet eine ursprünglich für in Wien geplante Konferenz statt. Aufgrund Covid-Sicherheitsmaßnahmen wurde die Veranstaltung relativ kurzfristig nach Niederösterreich verlegt. Die Spielerhilfe wollte wie bereits im letzten Jahr anwesend sein, doch offensichtlich war diese Anwesenheit von einigen Personen nicht erwünscht. Ein wirklich effizienter und funktionierender Spielerschutz ist wohl das Schreckgespenst für die Glücksspiel-Industrie.
Verein Spielerhilfe von Konferenz ausgeladen
Bereits letztes Jahr war der Sprecher des Vereins, Christoph Holubar, bei der Austrian Gaming und Betting Konferenz zu Gast. Vertreter der Glücksspielindustrie sind dort zu Gast. Zusätzlich dazu werden auch externe Sprecher eingeladen. Es geht dabei um Themen wie etwa Geldwäsche, Spielerschutz und gesetzliche Veränderungen im Bereich von Glücksspiel.
Kritische Stimmen sind jedoch nicht gerne gesehen in dieser Branche. Man beweihräuchert sich lieber gegenseitig unter Gleichgesinnten. Unter Personen, die meist keine Ahnung haben, wie es spielsüchtigen Menschen geht. Niemand kann oder will sich in die Lage von Spielsüchtigen versetzen, die keine oder nur völlig unzureichende Schutzmaßnahmen erfahren. Des Rätsels Lösung ist einfach: Die Branche verdient ihr Geld hauptsächlich mit Spielsüchtigen. Spielerschutz ist fast flächendeckend eine Worthülse, die soziale Verantwortung der Unternehmen nach außen strahlen soll, die es in Wahrheit gar nicht gibt.
Schreckgespenst Spielerschutz
Der Spielerschutz-Verein ist der Meinung, dass Spielerschutz – wie der Name schon sagt – den Spieler schützen sollte. Die Glücksspiel-Branche spricht jedoch schon von Spielerschutz, wenn an einer Eingangstüre ein „über 18“-Aufkleber angebracht ist. Spielerschutz soll Spieler schützen und keine leere Worthülse sein, die letztlich keinen effektiven Schutz bietet. Die Spielerhilfe erreichen beinahe täglich Anfragen von hilfesuchenden und spielsüchtigen Menschen, die beim Glücksspiel 80-tausend, 300-tausend, ja sogar über eine Million Euro verspielen konnten.
Anstatt diese Personen tatsächlich zu schützen gab man ihnen Bonus-Guthaben und Einladungen zu Veranstaltungen, damit diese länger und öfter spielen und so immer weiter in der Sucht gefangen bleiben. Online-Betreiber integrieren Limitierungs-Funktionen und sprechen von gutem Spielerschutz, weil sich der Spieler diese Limits ja jederzeit selbst setzen könnte. Dass süchtige Menschen die dazu notwendige Selbstkontrolle nicht mehr besitzen, ist ihnen selbstverständlich bewusst. Dies ist hinlänglich aus Studien bekannt.
Diskussionen über Spielerschutz führten dazu, dass Spielerhilfe kein Ticket für Konferenz bekam
Der Verein Spielerhilfe wollte sich auch in diesem Jahr erneut ein Ticket für das Event sichern. Die zuständige Mitarbeiterin des veranstaltenden Konferenz-Unternehmens teilte noch per E-Mail mit, dass sie sich freue, wenn wir auch dieses Jahr wieder dabei sind. Zu diesem Zeitpunkt entbrannte hinter den Kulissen jedoch eine hitzige Diskussion mit Glücksspielunternehmen und ihrer Interessenvertretung betreffend fehlendem Spielerschutz. Letztlich erhielten wir auf unsere Ticket-Buchung eine Absage. Begründung: Covid-Sicherheitsmaßnahmen.
Auf telefonische Nachfrage bei der veranstaltenden Firma imh, ob von dritter Seite interveniert wurde, damit der Spielerschutz-Verein kein Ticket mehr bekommt, redete man etwas im Kreis. Eine eindeutige Antwort auf die Frage gab man nicht. Ganz offensichtlich wollten diverse Personen die Teilnahme der Spielerhilfe verhindern, so die Meinung des Spielerschutz-Vereins. Ein Zeichen für den Verein, dass er auf dem richtigen Weg ist und offensichtlich als unangenehm empfunden wird. Das ist gut so, denn er bezeichnet sich als einzigen Spielerschutz-Verein, der zu 100% unabhängig agiert. Dies aus gutem Grund, denn anders könnte der Verein nicht mit so einer kritischen Stimme aufdecken.
An einer sachlichen Diskussion ist man in der Branche wohl nicht interessiert. Bereits im letzten Jahr waren diverse Personen regelrecht genervt, als von Seiten der Spielerhilfe über „mangelhaften Spielerschutz“ gesprochen wurde.
Illegale Online-Anbieter vor dem Aus – Szenario 1: Gesetzesänderung
Auch heuer dürfte es ein äußerst brisantes Thema auf der Konferenz geben. Den illegalen Online-Betreibern droht das Aus für ihr Casino-Geschäft in Österreich. Eine von der Regierung geplante Gesetzesänderung soll dafür sorgen, dass die derzeit in Österreich lizenzlosen Betreiber auch weiterhin keine Österreich-Lizenz für Glücksspiel bekommen sollen. Doch dies wäre an sich nichts Neues, denn die betreffenden Betreiber arbeiten bereits bisher auch ohne diese Lizenz. Neu hingegen ist die vorgesehene Änderung, die zu einem technischen Blockieren dieser Betreiber führen soll, mittels sogenanntem DNS-Blocking. Dies würde den totalen Wegbruch des Österreich-Geschäfts für alle Online-Casino-Betreiber mit Ausnahme der win2day von den Österreichischen Lotterien führen.
Damit es soweit kommt müsste noch voraussichtlich im Herbst des heurigen Jahres das neue Gesetz im Nationalrat beschlossen werden. Sollte die derzeit in einer Problemspirale befindliche Regierung dann noch im Amt sein und es zu keinen unvorhersehbaren Änderungen am geplanten Gesetz kommen, wäre dies das Aus der illegalen Online-Betreiber.
Illegale Online-Anbieter vor dem Aus – Szenario 2: Gesetz für unlauteren Wettbewerb
Es gibt jedoch noch ein weiteres Szenario für das mögliche Aus der illegalen Online-Betreiber. Denn die Glücksspiel-Konkurrenz könnte schon seit vielen Jahren über das Gesetz für unlauteren Wettbewerb für ein Aus der Online-Betreiber sorgen. Die Rechtsprechung ist eindeutig. Nur tat sie es bisher nicht. Weder der österreichische Staat noch der Mitbewerb wie Casinos Austria, Admiral und Novomatic gingen bis heute öffentlich gegen die illegalen Online-Betreiber vor.
Der Spielerschutz-Verein Spielerhilfe sieht mögliche Verflechtungen in der Branche als Grund dafür, dass bisher nichts passierte. Neue Erkenntnisse von Recherchen in diese Richtung ergaben jedoch, dass im Hintergrund bereits an einem Vorgehen dahingehend gearbeitet wird. Mehr Details dazu in einem kommenden Beitrag zu den illegalen Online-Betreibern.